Donnerstag, 13. Februar 2020

Idealismus / Materialismus und die Entwicklung des Menschen...

Einer der ersten Autoren, der anarchistische Ideen verbreitete, war der griechische Philosoph Zenon von Kition. Er vertrat die Ansicht, dass der Mensch als vernunftbegabtes Wesen durch seine eigene Ratio die Kenntnisse für die richitge Lebensführung finden kann und keine Leitung von oben benötigt.
Zenon war auch der Begründer der Stoa, einer philosophischen Lehre, die vor allem für die propagierte Zurückweisung der Affekte zugunsten der Ratio bekannt ist. Sich "stoisch" zu verhalten steht sprichwörtlich für eisernen Willen.
In dieser Zeit waren die Wissenschaften nicht so geordnet wie wir es heute kennen. Philosophie umfasste Physik, Ethik, Logik, damit auch Rhetorik, Sprache und alles, was Erkenntnis betrifft.
Die Stoa hatte also auch ein frühes physikalisches Modell für den Aufbau der Welt: zentrale Bestandteile sind das aktive und passive Prinzip. Das aktive Prinzip haucht dem passiven Prinzip (griechisch Hyle, die tote "Hülle") Leben, Atem und Spannung ein. Durch die Verbindung der beiden Prinzipien entstehen Körper, die sich in Elemente gliedern. Das Feuer und die Luft galten als feinstoffliche Elemente, die nach oben ausgerichtet sind. Die Sonne und die Sterne galten als göttlich, was auch in vielen Kulturen der Fall war. Der Heiligenschein, die Krone, das Zepter, "Sonnenräder", die Swastika etc. sind alles Symbole für das Göttliche. Zurück zur Stoa: Da das Existierende nur durch die Verbindung der Prinzipien möglich ist, gilt die Lehre als monistisch, nicht als dualistisch. Das Geistige, Seelische und das Körperliche sind eins, nicht getrennt. Das göttliche Prinzip ist als Funke in jedem Lebewesen präsent, hält die Organe zusammen, richtet den Menschen von unten nach oben (ähnlich den Chakren im Hinduismus) und erlaubt dem Menschen, die Dinge zu erkennen und eigenständig zu denken - durch seine Vernunft.
Im weiteren Verlauf der europäischen Geschichte wurde der Mensch von sich selbst entfremdet, die Kirchen und Pfaffen trennten die Welt und das Göttliche, die geknechteten Massen wurden mit der Aussicht auf ein späteres Jenseits getröstet. Der sündige Mensch musste sich von außen Rat holen, um sich dem Willen Gottes unterzuordnen, da er nicht selbst urteilsfähig sei... Das göttliche Feuer der Vernunft wurde zum Höllenfeuer umgedeutet und die Weisheit und Selbstbestimmung wurde zur verbotenen Frucht.
Als Reaktion auf die Herrschaft des Adels und der Kirche entstand die Aufklärung. Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Doch während Kant noch Idealist war, der die Vernunft über die Neigung und die stumpfe Bedürfniserfüllung stellte, entwickelte sich mit der Aufklärung der moderne Materialismus. Die Evolutionstheorie "klärte" die Fragen des Seins und die Industrie bemächtigte sich der Erde, um sie mechanisch zu ordnen - für Profite!
(Mutation und Selektion sind sicherlich Faktoren der Entwicklung, aber die "Missing Links" - die fehlenden Zwischenstadien und die offenbar zielgerichtete Entwicklung von Lebewesen deuten darauf hin, dass noch weitere Faktoren eine größere Rolle spielen.)
Seitdem gilt als dumm, wer an etwas anderes glaubt als das, was man selbst sehen oder durch die Methoden der Wissenschaft erkennen kann, die jedoch erkenntnistheoretisch begrenzt sind, da sie sich nur auf Ratio (in einem anderen Sinne als in der Stoa) und Empirie beziehen - andere Ebenen werden nicht mehr erkannt. Und es gilt als "dumm", wer seinen eigenen kleingeistigen, spießbürgerlichen Vorteil für etwas Ideelles aufgibt. Auch wenn die Absicht der Aufklärung weise war - die Herrschaft der Kirche und des Adels zu brechen - ist das Ergebnis der desorientierte Mensch der Moderne, der für Konsum, Spaß und materiellen Wohlstand alles opfern würde, was höheren Wert hat. Die These und die Antithese haben noch keine Synthese erschaffen.
Es ist zu hoffen, dass der Mensch der Zukunft erkennt, dass er nicht an irrationalen Hokuspokus glauben muss, um den geistlosen Materialismus abzulehnen, und sich nicht von Gelehrten, Pfaffen, Regierungen oder Wissenschaftlern leiten lassen muss, um zu erkennen, was gut ist. Dass er sich als beseeltes, lebendiges Wesen betrachtet, als freies, eigenständiges Individuum und gleichzeitig in einen kulturellen und identitären Kontext eingebettet. Als Wesen, das die Seelen seiner Ahnen in Deja Vus und Erberinnerungen der eigenen Psyche erkennt und zuversichtlich ist, in seinen Erben wiedergeboren zu werden. Das Tradition und Vernunft, die alte Weisheit und den Fortschritt zu einem großen Ganzen verbinden kann und die Welt und die Tiere als ebenso lebendig und beseelt erkennt und anerkennt - und seine Mitte und Vollständigkeit wiedererlangt. Denn die Erde und die Lebewesen existieren nicht, um der menschlichen Intelligenz und dem Profit zu dienen, sondern als harmonisches Ganzes.
Die moderne Jung'sche Tiefenpsychologie könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein. Die Archetypen knüpfen an die alte Welt der platonischen Ideen an. Während der alte Mensch Götter, Dämonen, Elfen, Zwerge, Gnome, Kobolde, Zentauren und Satyrn in der lebendigen Vielfalt der Natur zu erkennen glaubte, träumt der moderne Mensch von UFOs, Aliens und von der künstlichen Intelligenz, die ihm zur Hilfe eilen, damit er nicht alleine im Universum sein möge. Doch es sind alles Narrative, die sich in seiner eigenen Psyche abspielen und dort werden wir auch die Antworten finden - im Inneren.



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