Mittwoch, 11. März 2020

Tradition - was ist das überhaupt?

Tradition, wörtlich etwa Überlieferung - im alltäglichen Sprachgebrauch versteht man darunter kulturelle Phänomene, die weiter geführt werden.

Nun... nur weil etwas schonmal so gemacht wurde, heißt es nicht, dass man es wieder so machen muss. Wenn etwas wiederholt nicht gelingt, dann suchen intelligente Menschen einen neuen Lösungsweg. Wenn man zehn mal gegen die selbe Wand läuft oder immer noch versucht, den Kapitalismus mit einer sozialistischen Staatsrevolution abzuschaffen, dann gehört man nicht zu den intelligenten Menschen. "Mao, Stalin etc... das war ja nicht der echte Sozialismus, sondern nur der real existierende, beim nächsten Mal klappt es bestimmt."

Aber ist das wirklich Tradition? Alles, was irgendwie überliefert und weiter geführt wird? Es gehören noch weitere Merkmale dazu, denn zB den morgentlichen Kaffee als Tradition zu bezeichnen, ist nur Tradition im übertragenen Sinn. Tradition hat auch einen sakralen Bezug, den Traditionalisten wie Rene Guenon oder Julius Evola herausgearbeitet haben. Die Grundidee wurde auch in der Theosophie aufgegriffen: "Keine Religion ist höher als die Wahrheit." Alle KULTuren können auf die selbe kultisch-metaphysische Wahrheit zurückgeführt werden, da die menschliche Psyche immer wieder durch die selben archetypischen Erlebnisse geprägt wird, die wiederum in mythischen Bildern gespiegelt werden.


Die sakrale Tradition ist nicht das, was Menschen erfunden haben, sondern was sie durch den Logos erkennen können - höhere Prinzipien, die die physische und soziale Welt ordnen und ausrichten. Diese Prinzipien erscheinen in verschiedenen Kulturen, Epochen, Völkern, Religionen in verschiedener Form, aber mit dem selben Wesenskern.

Deswegen wird Tradition als etwas Zeitloses verstanden, etwas, das an verschiedenen Stellen in Zeit und Raum immer wieder aufgegriffen wird.

Beispielsweise kennen alle heidnischen Religionen die Lehre der Zyklen, die im Hinduismus mit dem Satya Yuga beginnen und mit dem Kali Yuga enden. Kennzeichnend ist ein Niedergang, in dem die Wahrheit, die Tradition, verschleiert wird, und von immer weniger Menschen erkannt wird. Die Folgen sind Habgier, kultureller und spiritueller Zerfall, Materialismus, Egalitarismus / Kollektivismus, Dekadenz und der Verlust der Verbindung zu den transzendentalen Wurzeln des Menschen. Im Westen sind die Zyklen eher mit Metallen assoziiert, vom Goldenen in's Eiserne Zeitalter. Julius Evola sah die Geschichte als Kampf zwischen verborgenen Kräften der Tradition und Anti-Tradition, die hinter den oberflächlichen Geschehnissen wirken.

Es gibt weitere Parallelen zwischen den Religionen wie zB Götter und Attribute, Symbole und Archetypen, die sich entsprechen und uns auf geistiger Ebene begleiten. Etwa das polare Zentrum, die Spitze des überwundenen Berges, die Pole der Welt und die Antarktis, Thule, Asgard / Agarthi / Shamballah, die Sagen um untergegangene Inseln und die innere Welt, das Zepter / Schwert / der Stab als Symbol für Macht und Einfluss oder den Willen; das göttliche Feuer, das als Blitz zur Erde fällt und dem “magischen“ Mistelzweig seine Kraft gibt und so die Welten verbindet (daher die Verbindung vom Zepter zur Sonne), die Planeten als Spiegelung der Seele, zB der Mond als Symbol für das Wandelbare, für Leidenschaften und die Nacht, die Sonne als Zentrum, das Klarheit, Disziplin, den Willen und die Unabhängigkeit vom Äußeren symbolisiert - den unbewegten Beweger, den Anarchen. Das solare Prinzip wird also mit der Ratio assoziiert (Geist, Vernunft, Erkenntnis, Sprache) und das lunare Prinzip mit den Begierden, der Seele und dem Erleben. Die These der Traditionalisten ist, dass es eine Urtradition gibt, eine immaterielle, ewige Wahrheit, von der sich alle Religionen ableiten. Die Wahrheit ist demnach objektiv, universell und übermenschlich und gleichzeitig subjektiv im menschlichen Fokus.

Das Bewusstsein, das aus diesen Thesen resultiert, erlaubt uns, kulturelle statt materielle Werte zu finden, an denen wir das Zusammenleben orientierten, und verschiedene Lebenswege und Gesellschaftsmodelle als richtig für die jeweiligen Kulturen und Stämme anzuerkennen. NationalAnarchisten wollen eine dezentral organisierte, tribalistische, staatenlose, postkapitalistsche Welt, in der verschiedene Stämme ihren eigenen Weg finden können. Die Stämme und Gemeinschaften können sich durch verschiedene Faktoren finden, die sich vor allem auf gemeinsame Ideen und kulturelle Normen beziehen. Die Ordnung wird dann nicht mehr durch eine künstliche, erzwungene, parasitäre Hierarchie und ungedecktes, illusionäres Geld, Schuld und Täuschungen zusammen gehalten, sondern durch geistige Werte, so wie es der sakralen Tradition entspricht. Wenn diejenigen vorausgehen, die mit den höheren Sphären der transzendentalen Wahrheit verbunden sind, die die weltlichen Fesseln gelöst haben, die Berge überwunden und die Autonomie erkämpft haben. Diese geistigen Ideale beziehen sich auf die Utopie, die sich in der Zukunft verwirklichen wird. Das aktuelle Ziel ist die Errichtung von tribalistischen und agoristischen Strukturen, die unser Überleben sichern, wenn das System zusammen bricht und so die Entstehung des neuen Zyklus ermöglicht. Aus den Trümmern und Ruinen wird die Sonne immer wieder erstehen - und mit ihr die übermenschlichen Beweger, die neue Welten errichten. 



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